2003/06/06 - Rock am Ring Festival, Nürburg (D)

Junebug

Ganz kurz die setlist vom Rock am Ring.
Kann nicht viel schreiben, sitze vorm Computer der Leute vom AOL Stream.

  • Endless Summer
  • Declarations Of Faith
  • For Your Love
  • Honestly
  • Settle Down
  • Jesus I / Soul Machine
  • Broken Heart
  • Riverview
  • Baby Let`s Rock
  • Don`t Let Me Down (!)
  • Lyric
  • Mary Star Of The Sea

Die Stimmung war sehr scheiße angesichts der nach Iron Maiden gröhlenden Proleten Masse...
Näheres nach dem Festival

Eigentlich nach den Arbeitsnächten ohne Schlaf gar nicht anwesend schildere ich nun den Zwan Tag am vergangenen Freitag beim Rock am Ring Festival. Für viele Leute war`s der Maiden-Day, ich machte aus dem ersten Tag meinen ganz persönlichen Zwan-Ausschau-Day. Ich hätte mir zweifellos alle Bands anschauen können - Arbeitsbeginn war ja erst gegen 23:30 Uhr, jedoch bevorzugte ich, hinter der Centerstage rumzulungern und evtl. mal ein Mitglied der Zwan-Kapelle zu erblicken... Zum Catering-Bereich der Bands haben bei Rock am Ring nur wenige Personen Zugang, da läuft`s mit der Security weitaus schärfer ab als bei vergleichbaren anderen deutschen Festivals, und da der WDR sein eigenes Catering hatte konnte ich mir schon mal abschminken, mal ganz ungezwungen mit den Zwans beim Mittagessen ins Gespräch zu kommen... die bekackten Murder Dolls kreuzten andauernd meine Wege, die wollte ich als letztes sehen, dämliches Gesocks mit noch schlechterer Musik. Jason Wade von Lifehouse ging kurzerhand sogar auf unser Dixi Klo , was mich doch sehr beeindruckte, so manch anderer Künstler konnte noch nicht einmal 50 m ohne Limousine zur Bühne gehen, obwohl der Bereich komplett abgeriegelt war...kurzum, Zwan kamen aus ihrem persönlichen Bereich bis kurz vor ihrem Auftritt nicht einmal heraus. Gooch geisterte des öfteren planlos herum, doch der sah auch sehr beschäftigt aus. Als sie dann zu ihrem Auftritt ganz lässig und unspektakulär in der Gruppe den Weg aus dem V.I.P. Bereich herunterkamen, war es schon mal nicht ohne, als der Security Typ neben mir ihnen das Absperrband mit den Worten "Welcome to Rock am Ring" hochhob und Jimmy darauf gröhlte "We´re the monkeys, hahaha". Alles klar, Jimmy... Die restlichen schienen Jimmy`s Spruch ebenfalls sehr amüsant zu finden. Die Treppe zur Centerstage hoch, und schon flitzte ich nach vorne um mir die show anzusehen.

Die setlist hatte ich vorher schon für`s TV Skript einsehen können und fand es recht clever, einen Festival Gig mit dem treibenden Anfang von "Endless Summer" zu beginnen. Leider war der sound im Vergleich zu den vorherigen Bands auf der Centerstage merkbar leiser und die Energie des Anfangs von "Endless Summer" verpuffte in der Luft des riesigen Festivalgeländes. Trotzdem gelang Zwan mit dem song ein guter Einstieg ins Konzert und das Publikum reagierte mit zufriedenstellender Begeisterung. Viele SP-Sympathisanten schienen in den vordersten Reihen zu sein, die jedoch von Zwan`s Material nicht die genaueste Vorstellung zu haben schienen. Denn spätestens nach "For Your Love" als song Nr. 3 flachte der Applaus ab und die Konversationen mehrten sich. Honestly brachte einen schönen Gitarrensolopart hervor, dessen positive Seite mir ehrlich gesagt vorher noch gar nicht so genau aufgefallen ist bei den bisherigen live shows (ich mach mir jetzt auch nicht die Mühe, alte Aufnahme zum Vergleich anzuhören). Honestly fand ich live bisher immer ziemlich schräg (bes. Paz`s Gesang), aber diesmal war Honestly ein für mich persönlich überraschender Stimmungsheber. Settle Down wurde als song Nr. 5 am Schluss mit undefinierbaren Schlachtrufen gefolgt, die sich nach wenigen Sekunden als "Maiden, Maiden" entpuppten. In dem Moment fühlte ich mich wie Jim Knopf in der Drachenstadt "meine Fresse, ich bin in der Hölle des Kneipenproletariats..." Die Absage der Paris show aufgrund niedriger ticket-sales konnten Billy`s Laune ja weiß Gott nicht steigern, und wenn die Maiden-Rufe lauter würden, na dann Prost Mahlzeit, dachte ich. Doch während der songs wurde nicht gegröhlt und ich wusste, dass Jesus I vom Drumsolo der Krake und krachigen Gitarren gefolgt werden würde, was mich etwas beruhigte und hoffen ließ, dass die Maiden Rufe ausblieben. Die Band gab dem Publikum mit God`s Gonna Set This World - was auf der setlist übrigens als "Soul Machine" bezeichnet wird - genau das, was es wollte. Dass die Schlagzeugsalven von Jimmy the man die nach Krach-lechzenden Leute versöhnlicher stimmte, versteht sich von selbst. Doch "Broken Heart" als nächster song wurde im ZNS der Maiden Fans logischerweise als song der Kategorie "Schwulenmucke" empfunden, woraufhin die Stimmbänder den Befehl bekamen erneut "Maiden, Maiden" zu gröhlen. Dieser ignorante und den Musikern gegenüber verachtenswerte Selbsterhaltungstrieb dieser Existenzen, das eigene Ego durch eine Fokusierung auf ein simpel gestricktes, gemeinsames Ziel, das zusammen mit Bier und Testosteron Männlichkeit suggeriert, ließ mich teilweise neben Lachen auch ans Kotzen denken, zumal die Band oben auf der Bühne diese Untermenschen nun wirklich nicht verdient hatte...warum zum Geier sollten die Cardigans nicht den Job übernehmen, die Maiden Fans bis zum Auftritt der Alt-Metaller ohne Sackhaare, mit einer Art von Musik zu berieseln, die wunderbar als Angriffsfläche dient, da sie ja nicht der Norm eines Metallers entspricht...das Problem bei den heutige Festivals seit dem Roskilde Unglück ist ja einfach, dass der vordere Bereich abgesperrt ist und man sich bereits 2 Stunden vor dem Auftritt seiner Lieblingsband dort einfinden muss, um eine Chance zu haben, noch hineingelassen zu werden. Dass diese Wellenbrecher und Zoneneinteilung - gerade bei einem Festival wie Rock am Ring - sinnvoll ist, ist mir auch klar, jedoch können manchen bands dann ein nicht gerade wünschenswertes Publikum vorfinden...

"Riverview" bekam ebenfalls Maiden-Rufe, "Baby let`s rock" stellte das Fußvolk wieder zufrieden. Ich wusste nicht, ob ich mich darüber müsieren oder kotzen sollte, in einem Haufen Menschen zu stehen, die so simpel gestrickt zu sein schienen...Über "Don`t Let Me Down" freuten sich wenn außer mir, dann nur sehr wenige Leute, denn der Rest quittierte dieses Lied mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf schwebend, denn nun waren auch die Leute aufgeschmissen, die sich brav und fleißig das Album gekauft hatten, jedoch mit diesem song nichts anzufangen wussten. Ergebnis war eine peinliche Mischung aus Unsicherheit und Enttäuschung, da dieser Festivalgig nicht knallte wie z.B. die Murderdolls oder ja, genau: Iron Maiden. Lyric brachte angesichts seiner leichten Bekanntheit Zwan am Anfang des songs noch einmal trocken über`s Wasser zum letzten song, vor dem mir ganz bange war, da ich wieder mit den allgemein bekannten Reaktionen rechnen durfte. Soweit ich mich erinnern kann, kamen die Rufe am Schluss von Lyric wieder auf und Billy reagierte mit zynischen Grüßen ins Publikum. Gegen Ende von "Mary Star Of The Sea" begab ich mich wieder Richtung backstage, da ich wusste, dass die band danach von der Bühne gehen würde.

Mein Konzertposter vom Ancienne Belgique und einem silberfarbenen Edding im Anschlag, wartete ich auf die arg gebeutelten fünf, die aber mit Gooch im Schlepptau zu sechst die Stufen der Centerstage hinabstiegen. Dummerweise hatten sich die Security Typen im Backstage-Bereich überlegt, bei Billy Corgan mal den wichtigen markieren zu müssen und zogen mich angesichts meines deutlichen Vorhabens etwas zur Seite. Gooch gab mir mit seiner Gestik ebenfalls zu verstehen, dass ich momentan Verständnis dafür haben sollte, die band nicht zu fragen. Der einzige, der mal wieder grinste, war Jimmy die Krake. Der Typ ist echt in Ordnung, Billy schaute recht niedergeschlagen kurz rüber und dackelte mit leicht gesenktem Kopf mit den anderen davon. Ein Bandbetreuer von WEA records sagte später auf meine Frage hin, warum Zwan denn nicht wie viele Bands chatten würden, dass Zwan so gut wie gar nichts machen würden auf Festivals, sondern eher ihr eigenes Ding durchziehen würden. Ich sollte auch nicht damit rechnen, sie wieder zu gesicht zu bekommen...

Doch als es dann hinten langsam unruhig wurde und Iron Maiden`s Ankommen bereits in der Luft zu spüren war, stackste Paz auf Stöckelschuhen und weißer Hose neben einem gemütlichen Matt in Kapuzenjacke und Turnschuhen durch den backstage-Bereich an den Ü-Wagen vorbei. Die beiden wirkten wie 2 Personen einer Gruppe, die im Urlaub war und gerade in Ausgehklamotten auf dem Weg zum Amüsieren war. Ich wollte mal wissen, wo die sich hinstellen würden und sah, dass der Rest der Band bereits direkt an der Bühne bei Leuten von Marek Lieberberg standen und wahrscheinlich darüber diskutierten, von wo aus man denn gut den Iron Maiden Auftritt sehen konnte. Nach der ersten Abfuhr durch die Security und dem nicht gerade glücklich verlaufenden Auftritt wollte ich die Band nicht weiter nerven und verfolgte das ganze Treiben, wie die Band schließlich durch den übelsten, weil strengst bewachtesten Eingang Richtung Lieberberg-Büro und Presse-Abteilung ging, wo ich als Nicht-Band oder Nicht-Lieberberg-Mitglied logischerweise nicht hindurfte... Direkt über mir an den seitlichen Rängen, die man bei Rock am Ring Auftritten im TV immer links erkennt, wenn die Kamera aus der Sicht der Musiker das Publikum filmt, stellten sie sich auf und schauten in Ruhe den Auftritt von Iron Maiden an.

War lustig zu sehen, wie big Jimmy seinen Kopf wie ein kleiner, begeisterter Junge auf die Handflächen stützte und zur Bühne starrte. Iron Maiden wollte ich mir nicht anschauen und ging mir aus lauter Frust erstmal ein Bier holen, da mein Dienst bereits vor dem Ende des Maiden-Auftritts anfangen würde, was bedeutete, ich könnte mein Bier alleine trinken und nicht über dies und das mit Zwan bei einem Bier labern...wie der Zufall es dann wollte, waren Zwan auf der Tribüne plötzlich nicht mehr zu sehen. Plötzlich flitzte Andreas - ein Freund von mir, der den Wiedenbrücker Jungs bekannt sein dürfte - auf mich zu und deutete auf die Treppe zur Centerstage, die gerade Zwan hinab in unsere Richtung stiegen. Ich hatte keinen Bock die Band erneut mit einem Autogrammwunsch zu nerven, doch dem Andreas war das scheißegal und fragte nach meinem Edding... er stiefelte etwas zögerlich den Jungs und Paz hinterher, woraufhin ich mir dann doch ein Herz fasste und Billy fragte, ob er mein Brüssel Poster signieren könne. "Sure" antwortete er nur, was mich dann doch ziemlich freute. David blieb ebenfalls stehen, der Rest hatte schon einen größeren Vorsprung und ich wollte nicht die ganze Band zurückpfeiffen, nur um mir Autogramme zu geben *lol* Wie das immer so ist, kommt dann in so einer spontanen Situation dieser small talk auf, ich fragte Billy, ob denn die Lichtshow des Brüsseler Rathauses denn wirklich so scheiße sei, woraufhin er wieder mal sagte, dass das wirklich übelste Kategorie sei...usw. Ein weiterer Typ vom Fernsehen kam noch dazu und wollte ebenfalls seinen Ausweis signiert haben. Dann ging ich um Billy herum zu David und fragte ihn, ob er etwas dagegen hätte, mein Poster zu signieren, woraufhin er zurückhaltend lächelte und sichtlich erfreut war, dass nicht nur Billy Objekt der Begierde war. Passend zu seiner Perplexität ist die Tatsache, dass er seine Unterschrift über den Kopf von Matt gesetzt hat *lol* Ich bedankte mich nochmal dafür, dass sie nach Europa gekommen waren und zog ab, denn Billy war merklich angepisst. Ich geh mal sehr stark davon aus, dass es mit der negativen Resonanz des Publikums zu tun hat, seine zynischen Grüße ins Publikum als reaktion auf die Maiden Rufe sprachen bereits während des Konzerts eine deutliche Sprache, und es ist ja bekannt, wie allergisch Mr. Corgan auf Unaufmerksamkeit und fehlenden Enthusiasmus reagiert.

Hätte gerne länger und vor allem nicht belangloses Zeug mit der Band besprochen, aber diese Auf-dem-Rückweg-Abfang-Situationen lassen halt nichts anderes zu...schade, ein Zwan Tag mit leicht bitterem Beigeschmack. Die Band tat mir vor allem leid, da sie diesen ungünstigen Auftrittszeitpunkt und diese Resonanz des Publikums nun wirklich nicht verdient hatte.

Tearstain habe ich kurze Zeit später noch für 5 Minuten getroffen, was leider viel zu kurz war, denn die Arbeit fing an und es gab ja von einigen shows zu berichten. Tearstain der Arme hat das Rock am Ring Konzert gerade eben verpasst, da er ne Zeit lang in Dresden festsaß. Ich habe ihm ja eigentlich als kleinen Trost für das verpasste Konzert ne setlist von Zwan organisiert, aber irgendwie hab ich ihn danach nie bei den abgemachten Treffpunkten finden können *böseschaut* Hoffe, du bist noch heil nach Hause gekommen und nicht einer von den Leuten gewesen, die in den ständigen Schlägereien und was weiß ich für Tumulten verwickelt waren. Die Vorurteile gegenüber Rock am Ring waren ja schon sehr groß, aber dass da wirklich so viele Hohlbirnen rumlaufen, hätt ich nicht gedacht. Bin froh, da nicht gezeltet haben zu müssen...

So, diese Uhrzeit knüpft mittlerweile an meinen altbekannten Tagesrhythmus vom Wochenende an...pennen gehen wenn der Hahn kräht. Gute Nacht oder guten Morgen, ist mir gleich...