VISIONS Nr. 120 (3.März 2003) - JOCHEN SCHLIEMANN

Billy Corgan überrascht mit alten Tugenden: Seine neue Band klingt wie eine leichtfüßige Version der Smashing Pumpkins.

Für den Rock'n'Roll seien die Pumpkins gestorben, hätten sich mit dem finalen Alben absichtlich ins eigene Schwert gestürzt, erklärte Misantrop Corgan vor zwei Jahren, kurz nachdem er sagte, diese Musilform sei ohnehin schon tot. So hätte seine neue Supergroup mit Mitgliedern von A Perfect Circle, Slint und Chavez eigentlich alles werden können - ein elektronisch-rockiger Klon, ein orchestrales Erlebnis, sogar ein Folkprojekt, nur eben keine konventionelle, fröhliche Rockband. Aber genau das ist der Fall. Überwiegend beschwingte, mit weiblichen Gesang angereicherte Songs wie "Lyric", El Sol" oder "Declarations Of Faith" und drei trotz aller Melancholie versöhnliche Baladen ("Of A Broken Heart", "Heartsong", "Desire") versprühen Lebensfreude wie die Pumpkins in ihren unbeschwerten Momenten. Im Video zu "Honestly" grinst Corgan sogar, und das Albumcover wartet mit hippiesken Symbolen auf weißem Hintergrund auf. Sind Zwan das Friedensangebot des einst frustrierten Mannes an diese Welt. "Whatever I can do, I will, cause I'm good like that", wird die neue Unbedraftheit in "Settle Down" formuliert und gipfelt in Titeln wie "baby Let's Rock" und "Yeah!". Lediglich der epische Titeltrack bricht das Popsongschema auf, wobei auch er nicht die Zerrissenheit der Pumpkins besitzt. Deren Split wirkt nach Zwans Debüt nicht mehr wie eine heldenreiche Tat, sondern offenbart persönliche Gründe: Corgan fängt neu an. Er nennt sich Billy Burke (warum auch immer) und versucht, unbeschwert das Leben zu geniessen. Dabei ist er niedlicherweise so verbissen, dass err zeitweise so plakativ wirkt wie die Ausrufezeichen hinter den Songtiteln. Toll ist diese Platte dennoch, wenn sie auch etwas an Tiede vermissen lässt und hauptsächlich durch den Spirit vergangener Zeiten und Taten lebt - nicht umsonst klingt der Titel wie der Name einer Smashing Pumpkins-Coverband. Da selbst dieser langsam genügsam wird, warum nicht wir?